Deutsche Nationalitäten-selbstverwaltung Neudörfl

Neudörfl

Kurze Geschichte des Dorfes Ab 1339

Das Dorf – Újbarok – gehört zum Komitat Fejér/Weißenburg, zum Kreis Bicske/Witschke. Früher wurde es als Klein-Barok/Kis-Barok erwähnt. Über die Herkunft des Namens von Újbarok ist nichts bekannt. Das Dorf ist auch durch anderen Namen bekannt wie Verébszállás, Spatzendorf, Nichtsbrod, Új-Barok, Neudörfl, Derfl.

Es ist nicht bekannt, wann es in den Urkunden zuerst erwähnt wurde, aber die erste Bezeichnung stammt aus dem Jahr 1339. Damals wurde das Dorf als eine Pußta genannt, dann in den späteren Jahren Borok (1365), Barok (1396), Barock (1460), Baruck (1654), Baruk (1698), Neudörfl (1773), Új-Barok (1781), Újbarok (1784).

Die Bedeutung des Namens kommt aus den slawischen Sprachen. Das Wort „borik“ bedeutet slowakisch, tschechisch, bulgarisch, serbo-kroatisch: „fenyves“, also Tannenwald. 

Während der Türkenherrschaft war dieses Gebiet unbewohnt. Im Dorf wurden im Jahre 1773 deutsche Kolonisten aus französischen, schwäbischen und fränkischen Gebieten vom Grafen Rosty angesiedelt. Die Kolonisten sind mit der zweitgrößten Welle der Ansiedlungsprozzesse nach Ungarn gekommen. Das war schon der zweite Schwabenzug unter Maria Theresia. Die Kolonisten wurden aus Pilisvörösvár/ Werischwar und Felsőgalla/Obergalla ins Dorf übersiedelt. Das heißt, Újbarok ist nicht direkt besiedelt worden, sondern es ist eine Zweitsiedlung.

Der Beruf der übersiedelten Kolonisten war hauptsächlich Holzhacker, die Familie Rosty übersiedelte diese Leute, damit sie in den hier liegenden Wäldern arbeiten. 

Seit 1850 gibt es ein selbständiges Dorf namens Ujbarok/Neudörfl und es entwickelt sich dynamisch. Das Dorf besitzt eine Kirche, deshalb konnte hier sowohl deutschsprachige Messe gehalten werden, als auch ein deutschsprachiger Unterricht erteilt werden. Zu der Zeit lebten in den 68 Häusern des Dorfes 462 Menschen. Zu dieser Zeit hat Ujbarok auch einen Lehrer, der auch als Notar angestellt ist.

20 Jahre später /1870/ wurde in einer Statistik festgestellt, dass im Váler Kreis, dem auch Újbarok damals gehörte, 20% der Bevölkerung deutscher Abstammung sind. In 4 Dörfern lebten nur ungarndeutsche Familien: in Etyek/Edeck, Diósd/Orasch, Barok/Neudörfl und in Szár/Saar. Vor 1848 war diese Zahl noch höher (14 Dörfer).

Bevölkerungszahl - 1785

372 Kopf
Sprache: német
Nationalität: német

Bevölkerungszahl - 1830

390 Kopf
Sprache: német nyelv
Nationalität: német

Bevölkerungszahl - 1900

449 Kopf
Sprache: német
Nationalität: német

Bevölkerungszahl - 1946

480 Kopf
Sprache: német-magyar
Nationalität: vegyes (240-240 fő)

Bevölkerungszahl - 1990

360 Kopf
Sprache: német-magyar
nemzetiség: vegyes

Bevölkerungszahl - 2010

406 Kopf
Sprache: magyar-német
Nationalität: vegyes

Action und Auswanderung

Die Assimilation der Deutschen in Ungarn war auch eine Folge der Entwicklung der Wirtschaft. Die Madjarisierung wurde in erster Linie auf kultureller Ebene, das heisst im Schulwesen und in der Kirche betrieben. Die Assimilation in Ujbarok/Neudörf  ist auch deswegen schneller verlaufen, weil das Dorf nicht weit von Budapest liegt (40 km). Eine große Zahl der Jugendlichen hatten um die Jahrhundertwende in Budapest als Mägde und Knechte bei reicheren Familien gearbeitet. Dort konnten sie die deutsche Sprache nicht verwenden. Sie mussten immer Ungarisch sprechen. Das war auch ein Grund dafür, dass die Sitten und Bräuche, und in erster Linie die Sprache nicht so lange lebendig geblieben sind. 

Infolge der Auswanderungen im Jahre 1900-1913 sind auch aus dem Komitat Weißenburg viele Menschen ungarndeutscher Abstammung in den Westen und nach Amerika, besonders viele in die USA ausgewandert. Man sagte, die Wanderung liege ihnen schon im Blute. Haupsächlich hat dieses Prozess die wehrpflichtige Altersklasse betroffen, weil sie nicht zur Armee wollten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass aus unserem Kreis Vál sehr wenige ausgewandert sind. Der Grund dafür war, dass die Hauptstadt viele Arbeitskräfte aufgenommen hat, die Leute haben dort Arbeitsstellen gefunden. 

Im ersten Weltkrieg sind aus unserem Dorf 15 Menschen gestorben. 

1919 wurde im Dorf auch ein Arbeiterrat und ein Direktorium gewählt. Die landarmen Bauern von Újbarok hatten ein einem Verzeichnis Feld von dem Nagynémetegyházer – heute Nagyegyháza – Großgrundbesitzer Ede Hoffmann gefordert. 

Zwischen zwei Weltkriegen und der zweite Weltkrieg

In den 20-er oder 30-er Jahren wurde entdeckt, dass sich in der Nähe des Dorfes Bauxit befindet. Aber erst 1942-43 wurde mit der Forschung und dem Gewinnen des Erzes begonnen. Im zweiten Weltkrieg arbeitete der Bergwerk auf hohem Tour. Im Oktober 1944 wurde der Betrieb von der russischen Armee bombardiert und man begann mit der Abmontierung. Das ganze Werk mit den Arbeitern wollten die Faschisten in den Westen transportieren. Wegen der kurzen Zeit wurde aber alles nur zu Grunde gerichtet.

Am 24. Dezember 1944 erschien gegen 18-19 Uhr der erste sowjetische Soldat im Dorf. Die sowjetische Armee hatte sich in Újbarok auf den Winter eingerichtet. Es waren unerquickliche Verhältnisse – die sowjetische Armee in einem ungarndeutschen Dorf… 

Es empfahl sich nicht allein auf die Straße zu gehen. Es war besonders für junge Mädchen und Frauen gefährlich. Es kam öfter vor, dass die Dorfleute vor betrunkenen russischen Soldaten flüchten mußten.

Da sich die sowjetische Armee im Dorf einquartiert hat, und die Faschisten um diese Zeit doch noch relativ starken Widerstand geleistet hatten, brauchte man einen Schutz gegen die Angriffe. Der Luftraumschutz des Dorfes befand sich an der tiefsten Stelle des Bergwerkes. Jede Familie besaß noch in seinem Garten einen Graben, der 1,50-1,70 Meter tief war. Hier versteckten sich die Leute, wenn feindliche Flugzeuge die Gegend bombardieten.

Am 14. Januar 1945 wurde das Dorf entleert. Die Bevölkerung zerstreute sich vom Dorf Felcsút bis Tabajd. Einige Monate lang gab es auf diesem Gebiet einen fest stehenden Front. Erst nach fast vier Monaten, am 5. April hatten die ehemaligen Einwohner des Dorfes die Möglichkeit, in ihre Häuser zurückzukehren. Nicht alle Familien kehrten zurück, aber ihre Zahl ist unbedeutend. Es wurde mit dem Wiederaufbau und der Verbesserung der Häuser begonnen. Die allgemeine Bodenverteilung vollzog sich sehr langsam. (Niemand hatte um eine Bodenerteilung ersucht. Alle hatten Angst, nicht so, wie 1919.)

Es gab fast keine Familie, die auf irgendeine Weise nicht vom Krieg betroffen war. Im zweiten Weltkrieg sind 17 Menschen gestorben.  

Die Nachkriegsjahre

Was geschah in der Gemeinde im Mai 1946? Der bischer schlimmste und unmenschlichste Tat, der sowohl von den Alliirten, als auch von der damaligen ungarischen Regierung bejaht wurde.

Vor Mai 1945 hatte es noch keine Bedeutung, zu welcher Nationalität die Einwohner des Dorfes gehörten, jetzt bekam aber die Nationalität und die Muttersprache eine ungeheuer große Bedeutung. Zu dieser Zeit wurden die Landgüter über 50 Katastraljoch enteignet. In Ujbarok bildeten den Bodenfond 35 Wirtschaften von ungarndeutscher Zwergbauern, die im Volksbund auch tätig waren. Das Gesamtterritorium bestand aber nur aus insgesamt 52 Katastraljoch. 

Im Mai 1946 wurde ein Einziehungsbeschluss proklamiert, in dem die früheren Mitglieder des Volksbundes zusammengeschrieben wurden, damit sie aus dem Heimatland in die alte Heimat zurückgewiesen werden können. Die Namensliste derer, die aus dem Land ausgewiesen wurden, wurde vom Gemeindeweibel mit Tommel und Pauken veröffentlicht und im Gemeindehaus aufgehängt. Alle betroffenen Familien sollten sich am 11. Mai 1946 um 5 Uhr in der Früh vor dem Gemeindehaus versammeln. Es waren nach von den Dorfbewohnern verarbeiteten Angaben genau 222 Leute. Sie durften 100 Kilo Gepäck mitnehmen, von dem 20 Kilo die Lebensmittel bildeten. Wasser, Heizmittel waren darüberhinaus ohne Begrenzung mitzunehmen.

Es wurden die folgenden Personengruppen aus unserem Dorf ausgewiesen, aber die hier genannten Gründe treffen auch in ganz Ungarn zu: Ungarndeutsche mit deutscher Muttersprache, und Ungarn mit deutscher Muttersprache waren im Land nicht mehr gewünscht. 

Die amerikanische Behörden hatten auch ihre Wünsche geäßert, wonach die Vertriebenen ein Gepäck aus den folgenden Waren zusammenstellen sollten. 

3 Kilo Mehl, Brot oder Teigwaren, 1/2 Kilo Schmalz, Öl oder Margarine, 1 Kilo Fleisch, 4 Kilo Kartoffeln, 1 Kilo Kraut und Hülsenfrüchte 

Diese Lebensmittel sollte man dem Kommandanten des Zuges, womit sie ins Deutschland geliefert wurden, geben. Wer kein solches Gepäck zusammengestellt hat, durfte nicht mehr als 50 Kilo mitnehmen. 

Újbarok gehörte von 1949 bis 1950 zum Dorf Felcsút, erst dann zu Szár/Saar, wie auch heutzutage. 

1978 wurde im Dorf die erste Kulturgruppe, der Nationalitätenchor gegründet. Natürlich gab es auch immer eine Kapelle. Sie spielten zu unterschiedlichen Anlässen, sei es ein Ball oder eine Hochzeit gewesen. Die Kapellen Ritmus, Neudörfler Kapelle, Lustige Buam kennen die Leute innerhalb und außerhalb der Gemeinde. 

Seit 1994 existiert die Deutsche Selbstverwaltung im Dorf. Viele Veranstaltungen, Sammelarbeit kennzeichnen die Mitglieder. Es wurde eine Heimatstube, später ein Heimatmuseum errichtet, Möbel und Gegenstände, Fotos gesammelt. Bei der Nationalitätenarbeit helfen die Dorfbewohner stark mit.